Ein langer Arbeitstag im Big Apple geht zu Ende. Müde und hungrig irrt der Protagonist durch die dunklen, stickigen Gänge der New Yorker U-Bahn, auf dem Weg zurück ins Hotel. Und findet sich unversehens in einem Tempel des Lichts.
Als am 11. September 2001 die Türme fielen, wurde auch der Bahnhof des World Trade Centers zerstört. Der spanische Architekt Santiago Calatrava erhielt den Auftrag, die Wunde zu schließen. Bei einem New York-Besuch exakt 15 Jahre später, am frühen Abend eines mit inspirierenden Interviews für „das Weißbuch – Designing Design Education“ prall gefüllten Tages, erfährt René Spitz die berauschende Wirkung von Architektur. Aus der Dunkelheit der unterirdischen Schächte katapultiert ihn eine Rolltreppe hinauf in eine andere, fast surreal anmutende Welt – eine Welt des Lichts, des Raums, der Weite, inmitten der urbanen Dichte Manhattans. Wie winzig kleine Fische im Innern eines Wals muten die Menschen in Calatravas Kathedrale des Verkehrs mit ihren 150 weißen Stahlrippen an, die in rund 40 Metern Höhe den Blick in den blauen Himmel über Ground Zero freigeben. Mit vier Miliarden US-Dollar angeblich der teuerste Bahnhof der Welt, entlässt er den Besucher berauscht vom Raumeindruck – und mit Bildern wie diesem auf seiner Kamera.